
Bier
Bier - das köstliche und erfrischende Getränk hat in Österreich eine lange Tradition. Seit dem 14. Jahrhundert stellen Brauereien in Österreich dieses beliebte Getränk her, das aus Wasser, Hopfen und Malz besteht. Im Jahr 2012 wurden in Österreich rund neun Millionen Hektoliter Bier konsumiert, das sind 107,7 Liter pro Person und Jahr. Die hervorragende Wasserqualität, für die Österreich bekannt ist, hat einen erheblichen Einfluss auf die Qualität und den Geschmack des Bieres. Mit einer Brauerei pro 56.860 Einwohner hat Österreich die größte Dichte an Brauereien in Europa. Unsere mehr als 140 kleineren und größeren Brauereien stellen mehr als 600 verschiedene Biere her.
Bier direkt aus dem Zapfhahn
Die ganze Welt scheint anzunehmen, dass Österreich ein Land der Weine ist. Dass die Österreicher tatsächlich weit mehr Bier als Wein trinken, lässt sich nicht nur durch Statistiken, sondern auch durch einen Rundgang durch die vielen Bierlokale und Biergärten bestätigen. Unter Kennern ist Wien als Ursprung des Wiener Lagerbiers bekannt. Dies ist ein Beweis für die reiche historische Wiener Bierkultur - die in neuen kleinen Brauereien immer wieder schäumende Innovationen hervorbringt.
An Orten, an denen gutes Bier schon immer eine Selbstverständlichkeit war, wird nicht viel über Bier gesprochen. Die Qualität des Bieres versteht sich von selbst und es ist ziemlich müßig, einen Wiener zu fragen, was das Besondere am Wiener Lagerbier ist. Die Wahrheit ist, dass der Stil des Bierbrauens, der für den weltweiten Ruf der königlichen Hauptstadt und des Regierungssitzes Wien verantwortlich war, im Wesentlichen ausgestorben ist. Wir sprechen von einem Bier, das in der ganzen Welt geschätzt wird: ein bernsteinfarbenes Bier mit leichtem Hopfenaroma, vollmundig im Geschmack, aber abgerundet durch eine leichte Hopfenbittere. Das ist das Wiener Lagerbier, wie es sein sollte - und das war das Bier, das der junge Brauereibesitzer Anton Dreher Anfang der 1840er Jahre in seiner kleinen Brauerei in Schwechat bei Wien züchtete. Dies war das Bier, das weltweiten Ruhm erlangte.
Ausgerechnet in Österreich ist dieses Bier in Ungnade gefallen. Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich junge, ehrgeizige Brauer wieder auf die alte Tradition besonnen und stellen dieses echte Wiener Bier wieder her. Beispiele dafür sind das unfiltrierte "Rotes Zwickl" aus der Ottakringer Brauerei, das "Hadmar Biobier" - aus der Bierwerkstatt in der kleinen Stadt Weitra im Waldviertel Österreichs. Schon früh schloss sich das "Siebensternbräu" im Wiener siebten Bezirk dem Trend an, alte und sogar vergessene Stile des Bierbrauens wieder einzuführen.
Der Besitzer Sigi Flitter ist sogar manchmal am Bierfass zu finden, wenn die Basis für das schwarze - und im Gegensatz zu den meisten anderen dunklen Biersorten überhaupt nicht süße - "Prager Dunkel" zubereitet wird. Sein persönlicher Favorit ist das Rauchbier, für das er selbst Säcke mit schonend getrocknetem Malz aus einer Bamberger Malzfabrik besorgt.
Die Vielfalt des Bieres
Braumeister Ernst Schreiner achtet sorgfältig auf jedes Detail: in diesem Fall das sehr erfolgreiche Goldbräu aus der großen Industriebrauerei, bis hin zu einem roten Ale aus der Brauwelt, das als Bier des Monats an interessierte Freunde des Brauereihandwerks verteilt wird. Spezialbiere heben sich von der Massenproduktion ab: Viele Biertrinker wissen gar nicht, was ihnen entgeht, wenn sich ihr Geschmack nur auf Pils, das traditionelle Lagerbier oder gar Weizenbier erstreckt.
Spezialbiere werden von den großen Brauereien nur selten hergestellt. Sie müssen den Geschmack von Restaurants und Biergärten bedienen, die Bier in großen Mengen ausschenken. Die Geburtsstätte des Wiener Lagerbiers, die Brauerei Schwechat auf halbem Weg zwischen Wien und dem Flughafen Wien, ist immer noch eine der größten Brauereien Österreichs - das Bier, das dort hergestellt wird, hat allerdings wenig Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Wiener Stil von Anton Dreher. Auf der internationalen Bühne sind leichte, leicht zu trinkende Biere gefragt, ob von großen Bierkonzernen oder von mittelgroßen Brauereien. Auch in Österreich ist das nicht anders: Das gängigste Bier in Österreich heißt "Märzen" (ausgesprochen "mair-tsen"), ein helles Lagerbier mit fünf Prozent Alkoholgehalt und einem leicht bitteren Geschmack.
Die kleinen und kleinsten Brauereien sind jedoch darauf bedacht, Alternativen anzubieten. Gerhard Forstner zum Beispiel hat im Dorf Kalsdorf südlich von Graz eine "Handbrauerei" eingerichtet. Während er eine Gruppe von Radfahrern durch sein Miniatur-"Hofbräu" führt, erklärt er: "Ich nenne es 'Handbrauerei', weil ich alles selbst machen muss, sogar das Abfüllen der Flaschen." Ein Fahrradweg führt am Eingang der Brauerei vorbei - wer bei Forstner einkehren möchte, kann sich ein Absinthbier, ein steirisches Bier oder sogar einen "Brewsecco" gönnen, der in einer Champagnerflasche abgefüllt ist.
Andere Bierbrauer haben sich von dieser Kreativität inspirieren lassen. Einer von ihnen ist Horst Asanger, der die "1516 Brewing Company" in der Wiener Innenstadt betreibt, das wohl internationalste Bierrestaurant Österreichs. Neben den hellen und dunklen Lagerbieren werden vor den Augen der Gäste auch amerikanische Ales und irische Stouts gebraut. Die traditionellen österreichischen Trinksprüche "zum Wohl" und "Prost" erklingen neben "Prost" und "slainte" und machen Bier zu einem gemeinsamen Bindeglied zwischen den Völkern der Welt.
Mit freundlicher Genehmigung: Österreichisches Tourismusbüro
Bild oben: © unsplash, Amie Johnson
Eine Bierbrauerei in Grieskirchen, Oberösterreich © Silvia Zellinger