Wirtschaft

Als einer der wohlhabendsten und stabilsten EU-Mitgliedstaaten bietet Österreich seinen Investoren ideale Bedingungen. Das österreichische Wirtschaftssystem kann als freie Marktwirtschaft mit starker sozialer Ausrichtung charakterisiert werden, indem auch die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft berücksichtigt werden. Österreich verfügt zudem über ein bewährtes System der Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft, das traditionell eine starke und ausgleichende Rolle in der Lohn- und Preispolitik spielt.

Österreich ist ein hoch entwickeltes Industrieland mit einem bedeutenden Dienstleistungssektor. Die wichtigsten Industriezweige sind Nahrungs- und Genussmittel, Maschinen- und Stahlbau, Chemie und Fahrzeugbau.

Im Bereich der Landwirtschaft ist in Österreich ein starker Trend zum Biolandbau zu beobachten. Mit einem Gesamtanteil von 22 % nehmen die Biobetriebe in Österreich eine Spitzenposition unter den EU-Mitgliedstaaten ein.

Im Bereich der Rohstoff- und Energieerzeugung kann Österreich auf eine Fülle von Ressourcen zurückgreifen. Es verfügt über natürliche Ressourcen an Eisenerzen, Nichteisenmetallen, wichtigen Mineralien und Erden. Das ständige Wachstum des Industriesektors erfordert jedoch zunehmend zusätzliche Importe. Dies gilt auch für Brennstoffe, Energieressourcen und die Stromerzeugungsindustrie. Österreich verfügt über eigene Ressourcen an Erdöl und Erdgas. Die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft wird ständig ausgebaut, was Österreich zum Spitzenreiter im Bereich der Wasserkraft in der Europäischen Union macht.

Österreichs Industrie und Gewerbe sind durch einen hohen Anteil an mittelständischen Unternehmen gekennzeichnet. Die österreichische Industrie deckt alle Zweige der verarbeitenden Industrie ab, von der Grundstoffproduktion bis zur arbeitsintensiven Herstellung von hochveredelten Produkten. Der Anlagenbau (Planung, Lieferung und Montage schlüsselfertiger Produktionsanlagen, einschließlich des erforderlichen Know-hows und der Betriebsführung) nimmt einen immer größeren Anteil ein. Dieser Bereich ist stark exportorientiert, ebenso wie der Elektroniksektor (z.B. die Produktion von integrierten Schaltkreisen).

Österreich ist weltberühmt für sein Kunsthandwerk, vor allem für feine handgefertigte Gegenstände, Trachtenschmuck, Keramik und Glaswaren.

Der Tourismus ist ein wesentlicher Pfeiler der österreichischen Wirtschaft. Österreich ist ein Gebirgsland mit einem der größten Naturreservate Mitteleuropas.

Im weltpolitischen Bereich wird Österreich zunehmend zu einem internationalen Treffpunkt, was sich in der Vielzahl der in Österreich abgehaltenen Gipfeltreffen und Konferenzen zeigt. Gleichzeitig steigt die Bedeutung Österreichs als wichtiges Transitland zwischen den Wirtschaftsräumen Europas, insbesondere für die europäische Energieversorgung mit Erdöl, Erdgas und Strom.

Sektoren

Als fortschrittliche, moderne Volkswirtschaft wird die österreichische Wirtschaft vom Dienstleistungs- oder tertiären Sektor dominiert, der im Jahr 2020 rund 70 Prozent der Bruttowertschöpfung (BWS) ausmacht. Die größten Arbeitgeber im österreichischen Dienstleistungssektor sind im Verkauf, im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Gesundheits- und Bildungswesen tätig. Der sekundäre Sektor, der 28 Prozent der Bruttowertschöpfung Österreichs ausmacht, umfasst vor allem das verarbeitende Gewerbe, die Energieerzeugung und -versorgung sowie das Baugewerbe. Der primäre Sektor - Land- und Forstwirtschaft - macht nur 1,2 Prozent der österreichischen BWS aus und nur einer von dreißig Österreichern ist in diesem Sektor beschäftigt.

Die Verlagerung vom primären und sekundären Sektor zum tertiären Sektor, d.h. von der Landwirtschaft und der Produktion zu den Dienstleistungen, war in den letzten Jahrzehnten dramatisch. Noch in den 1960er Jahren machte die Land- und Forstwirtschaft 11 Prozent der österreichischen BWS aus, und der Produktionssektor (47 Prozent der BWS) war sogar größer als der Dienstleistungssektor (42 Prozent der BWS). In den letzten zwanzig Jahren wuchs der tertiäre Sektor um durchschnittlich 3,2 Prozent pro Jahr zu laufenden Preisen. Die Struktur der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2020 entspricht jedoch dem Durchschnitt der EU-27, wo der sekundäre Sektor etwa 25 Prozent und der tertiäre Sektor etwa 73 Prozent der BWS ausmacht.

Neben Globalisierung, steigender Produktivität und steigenden Einkommen ist ein weiterer Grund für die Verlagerung in den tertiären Sektor die zunehmende Zeit für Freizeit. Im Jahr 2020 arbeiteten die Österreicherinnen und Österreicher im Durchschnitt 35,6 Stunden pro Woche (unter Berücksichtigung von Feiertagen und Urlaub sogar 28,1 Stunden).

KMU und Hidden Champions

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die Basis der österreichischen Wirtschaft und machen 99,6 % aller Unternehmen in Österreich aus, so die KMU Forschung Austria. Im Jahr 2019 gibt es in Österreich rund 358.400 KMU, die über 2 Millionen Menschen beschäftigen - mehr als die gesamte Bevölkerung Wiens. Obwohl sie relativ unbekannt sind, sind viele dieser KMU unglaublich komplex und in ihren jeweiligen Bereichen spezialisiert. Die Beobachtungsstelle für wirtschaftliche Komplexität (Observatory of Economic Complexity, OEC) hat Österreich auf Platz 10 der Weltrangliste für wirtschaftliche Komplexität gesetzt - ein Index, der die Produktionskapazitäten großer Wirtschaftssysteme (wie Länder oder Regionen) auf der Grundlage des in einer Bevölkerung angesammelten Wissens zu messen versucht. Laut OEC kann der Index der wirtschaftlichen Komplexität auch als Vorhersageinstrument für Wirtschaftswachstum und Einkommensungleichheit verwendet werden (negative Korrelation mit höherer wirtschaftlicher Komplexität).

Österreich hat sich zum Beispiel sehr stark auf Handfeuerwaffen, Eisenbahnwartungsfahrzeuge und "unverarbeitete künstliche Stapelfasern" wie Rayon und Lyocell spezialisiert. Im Jahr 2020 war Österreich in jedem dieser Bereiche der weltweit größte Exporteur. Bei den Handfeuerwaffen exportierte Österreich im Jahr 2020 Waren im Wert von 354 Millionen Dollar, davon 304 Millionen Dollar in die USA (zum Vergleich: die USA exportierten weltweit Handfeuerwaffen im Wert von 193 Millionen Dollar). In diesem Fall ist im Wesentlichen die gesamte spezialisierte Wirtschaftstätigkeit in einem Unternehmen zusammengefasst - der GLOCK GmbH. Das 1963 von dem österreichischen Ingenieur Gaston Glock gegründete Unternehmen mit Sitz in Deutsch-Wagram, Österreich, stellte ursprünglich Gardinenstangen und verschiedene Spritzgussteile her, bevor es auf der Grundlage von Beratungen mit österreichischen Waffenexperten die Glock-Handfeuerwaffe entwickelte und sie in den frühen 1980er Jahren an das österreichische Militär verkaufte. Heute werden Glock Handfeuerwaffen von Streitkräften und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt verwendet, und die GLOCK GmbH ist weltweit führend auf ihrem Gebiet.

Neben Glock ist die Lenzing AG ein weiterer Weltmarktführer, der sich des größten Zellulosefaserwerks der Welt rühmt; Österreich exportierte 2020 "unverarbeitete künstliche Stapelfasern" im Wert von über 767 Millionen Dollar. Ebenso ist Österreich weltweit führend bei "alkoholfreien gesüßten oder aromatisierten Getränkewässern" und exportiert im Jahr 2020 Getränke im Wert von 2,33 Milliarden Dollar - denken Sie an Red Bull. Plasser & Theurer schließlich ist ein weiteres Beispiel für einen Weltmarktführer in seinem Spezialgebiet. Das Unternehmen exportierte im Jahr 2020 Schienenfahrzeuge im Wert von 320 Millionen Dollar.

In der Managementliteratur werden solche Unternehmen als "Hidden Champions" bezeichnet, ein Begriff, den der deutsche Wirtschaftsprofessor Hermann Simon geprägt hat. Er bezieht sich auf sehr erfolgreiche Unternehmen, die oft Marktführer in ihrem jeweiligen Bereich sind, aber in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Nach Simon müssen drei Kriterien erfüllt sein, um als Hidden Champion zu gelten: (1) das Unternehmen muss entweder zu den drei größten auf dem Weltmarkt gehören oder auf seinem Kontinent den ersten Platz in Bezug auf den Marktanteil einnehmen, (2) der Umsatz des Unternehmens darf 4 Milliarden Dollar nicht überschreiten, und (3) das Unternehmen muss einen geringen Bekanntheitsgrad haben.

In Anbetracht dieser dritten Bedingung handelt es sich bei den Hidden Champions häufig um kleine und mittlere Unternehmen, die oft dem so genannten "Mittelstand" angehören. Darüber hinaus stellte Simon fest, dass diese Unternehmen eine hohe Fertigungstiefe aufweisen, sich auf Nischenmärkte konzentrieren und eine Bereitschaft und außergewöhnliche Fähigkeit zur Globalisierung in diesen Märkten zeigen. Österreich, Deutschland und die Schweiz weisen zusammen die weltweit höchste Konzentration an kleinen und mittleren Unternehmen auf, die in ihren jeweiligen Branchen eine globale Marktführerposition einnehmen. Der bemerkenswerte Erfolg dieser "Hidden Champions" beruht auf einer Vielzahl von Faktoren, darunter eine starke Fokussierung auf Fertigung und Produktion, robuste interne Forschungs- und Innovationskapazitäten und hochqualifizierte Arbeitskräfte, die im Falle Österreichs auf das duale System der Lehrlings- und Berufsausbildung zurückzuführen sind.

Aktuelle Wirtschaftsstatistiken finden Sie auf den folgenden Websites

Statistik Austria

Bundesministerium für Digitales und Wirtschaft

Oesterreichische Nationalbank

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Übersicht

 Strukturelle Veränderungen setzen sich fort

Heute verdient fast nur noch jeder 30. Erwerbstätige seinen Lebensunterhalt in der Land- und Forstwirtschaft.

Wie die meisten fortgeschrittenen, modernen Volkswirtschaften wird auch die österreichische Wirtschaft heute von Dienstleistungen dominiert: Rund 70 % der Bruttowertschöpfung (BWS) stammen aus dem sogenannten "tertiären" Sektor, 28 % aus dem "sekundären" Sektor (Industrie und Baugewerbe) und nur 1,2 % aus der Land- und Forstwirtschaft (dem "primären" Sektor).

Seit den 1960er Jahren hat sich die Volkswirtschaft grundlegend verändert. Im Jahr 1960 hatte die Land- und Forstwirtschaft noch einen Anteil von 11 % an der Bruttowertschöpfung. Der Dienstleistungssektor lag mit rund 42% hinter dem Produktionssektor (47%). Die "Schrumpfung" des primären und sekundären Sektors zugunsten des Dienstleistungssektors begann in den 1970er Jahren und setzt sich bis heute fort. Etwa 72 % der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt, während es vor 40 Jahren nur etwa die Hälfte war.

Auch der Produktionssektor hat in diesem Zeitraum an Bedeutung verloren: Während in den 1970er Jahren mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen in der Produktion tätig war, ist es heute nur noch knapp ein Viertel. Diese Struktur ist ähnlich wie in den 27 EU-Staaten, wo der sekundäre Sektor im Durchschnitt etwa 25 % und der tertiäre Sektor etwa 73 % der BWS ausmacht.

Die meisten Beschäftigten in der Produktion arbeiten im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe. Im Dienstleistungssektor ist das größte Kontingent im Verkauf, im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Gesundheits- und Bildungswesen tätig.

Der tertiäre Sektor ist in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 3,2 % pro Jahr zu laufenden Preisen gewachsen